Forschergruppe "Anfänge (in) der Moderne"
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Über das Vorgestern zum Übermorgen: Die Neoprimitivistische Kulturrevolution im Rußland der 10er/20er Jahre

Slavische Philologie

Das Projekt konzentriert sich auf die kunst- und literarhistorische Rekonstruktion des russischen Neoprimitivismus, dessen Vertreter allesamt an einer Art intermedialem Gesamtkunstwerk arbeiteten: Dabei sollten die archaistischen Denk- und Sprachstrukturen innerhalb und zwischen den verschiedenen Kunstformen (v.a. der Dichtung, Bildkunst und der Theatralik und Musik) dokumentiert und analysiert werden. Eine solche Gesamtdarstellung für den russischen Neoprimitivismus steht bislang aus.
Darüber hinaus geht es aber auch um die Analyse der Paradoxa des Schreibens bzw. Gestaltens von Anfängen –parallel zur immanenten Paradoxie des 'Schreibens des Endes', zu dem es eine reichhaltige und hoch entwickelte Theoriebildung schon gibt. In beiden Fällen steht das Schreiben bzw. die Gestaltung vor der Unmöglichkeit, die Grenzen des Vorher bzw. Nachher zu überschreiten und damit aus dem jeweiligen prä- oder postnatalen Jenseits ins Diesseits unseres Sprachdenkens zu vermitteln. Nicht zufällig aber bewegen sich alle Formen eines radikalen Kunstwollens (zumal der Avantgarden) in eben jenen Grenzzonen des Schweigens und der Fremdheit.
Schließlich mündet die Auseinandersetzung mit dem Neoprimitivismus der frühen, futuristischen Avantgarde in die Frage nach dem spiegelförmig zu diesem Anfang aufragenden 'Ende des Anfangs' in der Spätavantgarde (Ende der 20er Jahre) – und zwar sowohl in den neofigurativen Bildern Malevičs wie im Kunstdenken der russischen Dichter des Absurden (Daniil Charms, Aleksandr Vvedenskij), deren archaistische Regression weder Anfang noch Ende kennt, sondern nur das 'Nichts' media in vita bzw. inmitten der Texte, dessen Totalität dem Totalitarismus der Stalinzeit gegenübersteht.

Prof. Dr. Aage A. Hansen-Löve (Projektleiter)
Veronika Halser (Hilfskraft)

Institut für Slavische Philologie
Ludwig-Maximilians-Universität München
Geschwister Scholl-Platz 1
80539 München

Telefon: 089/2180-3781
Telefax: 089/2180-6263

E-Mail: aage.hansen-loeve@slavistik.uni-muenchen.de