Forschergruppe "Anfänge (in) der Moderne"
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Autochthonie: Ausprägungen einer Denkfigur in der griechischen und lateinischen Literatur

Klassische Philologie

Das Autochthonie-Konzept, d.h. die Vorstellung, daß Menschen ein Gebiet nicht als Zuwanderer, sondern als "Abkömmlinge der Erde" bewohnen, ist eine zunächst griechische Denkfigur, die eine spezifische Anfangskonstruktion für politische oder soziale Ordnungen bedeutet: Behauptet dieses Konzept doch implizit eine 'Anfangslosigkeit', die in Opposition zu Migrationskonstruktionen und 'Gründung' steht, insofern menschliches Handeln (und dessen Implikationen) als Ursprung insbesondere politischer oder kultureller Gemeinschaften nicht erforderlich ist. Da andere Anfangskonzepte in der Regel mit einem Gewaltakt verbunden sind ('Gründungsgewalt', so etwa in Sukzessionsmythen, oder 'Landnahme'), haftet der Autochthonie per se eine 'Gewaltlosigkeit' an. Dies eröffnet die Möglichkeit, ein Ordnungssystem zu konstruieren, das von Gewalt und damit von 'Ungerechtigkeit' frei ist.

Ziel des Projekts ist es, eine – bislang fehlende – Geschichte dieses spezifischen Anfangsmodells in der Antike anhand von drei signifikanten Etappen seiner Ausformung zu schreiben und damit zugleich die Vielschichtigkeit dieser Denkform zu verdeutlichen; da das Konzept der Autochthonie eine 'andere' Lösung des Anfangsproblems schlechthin darstellt, stellt das Teilprojekt eine Dimension von Alterität für das Gesamtprojekt dar.

Die Ausformung des Autochthonie-Konzepts als Gründungsmythos von Athen sowie dessen bereits nahezu zeitgleich erkennbare Kritik sollen die erste Etappe der 'Geschichte' bilden, die neuerliche politische Instrumentalisierung durch die frühe römische Historiographie die zweite Etappe und die Verwandlung des Konzepts in eine 'antiquarische Idylle' die dritte Etappe.

Prof. Dr. Martin Hose (Projektleiter)
Sophie Kleinecke (Hilfskraft)

Das Teilprojekt ist mit Ende der 1. Förderungsphase (März 2009) abgeschlossen.

Abteilung für griechische und lateinische Philologie
Ludwig-Maximilians-Universität München
Geschwister-Scholl-Platz 1
80539 München

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