Forschergruppe "Anfänge (in) der Moderne"
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Vorlesungsreihe "Anfang und Evolution" (29.10.2008-4.2.2009)

Interdisziplinäre Vorlesungsreihe: Anfang und Evolution

Wintersemester 2008/2009, jeweils Mittwochs 18-20 Uhr

LMU-Hauptgebäude, Hörsaal M218/A 120

Programm:

29.10.
Winfried Menninghaus (Berlin): "In the primeval times". Anfang, Ursprung, Evolution der Kunst

05.11.
Julia Voss (Frankfurt/M.): Am Anfang war das Bild. Wie Charles Darwin die Evolutionstheorie zeichnend entwarf

12.11.
Monika Schmitz-Emans (Bochum): Evolutionismus und Phantasie: Zur Darstellung imaginärer Evolutionen in Literatur und bildender Kunst

19.11.
Ulrich Pfisterer (München): "Der Kampf um's Weib" oder: Die weiblichen Anfänge der Kunst

26.11.
Hans-Jörg Rheinberger (Berlin): Wissen im Experiment – Herkünfte, Fortgänge

03.12.
Olaf Breidbach (Jena): Werden denken – Zur Verschränkung typologischer und darwinistischer Perspektiven

10.12.
Julika Griem (Darmstadt): "Relations stop nowhere": Darwins Evolutionstheorie als Problem narrativer Gestaltbildung

14.01.
Philipp Sarasin (Zürich): Unreine Anfänge. Genealogie bei Darwin und Foucault

21.01.
Aage Hansen-Löve (München): Evolution vs. Genese: das Konzept der Antigeschichte und der Kampf ums literarische Überleben im russischen Formalismus

28.01.
Daniel Heller-Roazen (Princeton): Der Feind der ganzen Menschheit: Piraterie und Völkerrecht

04.02.
Friedrich Wilhelm Graf (München): Die kreationistische Verschärfung

Im Jahr 2009 werden Charles Darwins 200. Geburtstag und das 150. Erscheinungsjahr seines epochemachenden Werks On the Origin of Species gefeiert. Aus diesem Anlaß veranstaltet die DFG-Forschergruppe "Anfänge (in) der Moderne" an der LMU München eine interdisziplinäre Vorlesungsreihe, die Aspekte der Evolutionstheorie aus der Perspektive der Geistes- und Kulturwissenschaften diskutieren wird.

Darwins Theorie von der "Entstehung der Arten" ist zu einem zentralen Narrativ der Moderne geworden. Sie bot ein Modell, das in verschiedensten Theorien und  Disziplinen aufgegriffen wurde, da es Aufschluß über den Anfang und die Entwicklung von Leben, Gesellschaft, Sprache und Kultur zu geben versprach. An die Stelle von mythischen Schöpfungsberichten tritt in diesem Modell die Erzählung von Mutation und Selektion, philosophisch gewendet: das Wechselspiel von Zufall und Notwendigkeit, aus dem sich die Vielfalt der Arten und die Besonderheiten der menschlichen Spezies entwickelt hätten.

Dieses evolutionistische Modell hat in der Gegenwart die Plausibilität naturwissenschaftlicher Wahrheitsspiele auf seiner Seite. Schon vor dem anstehenden Jubiläum allerdings hat sich – mit großer öffentlicher Resonanz – der Streit zwischen evolutionistischen und kreationistischen Weltentstehungskonzepten aktualisiert und zugespitzt. Dieser Streit ist immer auch ein Streit um das Erzählen von Anfangsgeschichten, um das damit verbundene Erzählmonopol und um Denkfiguren des Anfangs und Anfangens.

Die Vorlesungsreihe will daher die Relation von Anfang und Evolution ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Sie fragt nach den Anfängen der Evolutionstheorie selbst und dem ästhetischen und literarischen Potential der Theorie Darwins; nach dem Stellenwert und der Plausibilität evolutionärer Theorien der Religion, der Kultur und der Kunst; schließlich nach Phänomenen von Anfänglichkeit, die mit dem allumfassenden Anspruch des evolutionären Paradigmas nicht verrechenbar sind, wie Vorgängen der Wiederholung und Wiederkehr von je schon Dagewesenem oder aber der Emergenz von unableitbar Neuem und Unerhörtem.