Forschergruppe "Anfänge (in) der Moderne"
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"Anfangen! Montagsreden über das Schreiben" (30.05.-18.07.2011)

"Anfangen!" Montagsreden über das Schreiben

Zu den Mythen der Moderne gehört ganz elementar das Pathos des Anfangs, die Betonung des Neuen, des »Nie-Dagewesenen«. Teil und zugleich Spiegel von Anfängen (in) der Moderne war schon immer die Literatur. Was steht am Anfang eines literarischen Textes? Fängt das Schreiben mit dem Anfang an? Ist von Anfang an ein Ende im Blick?

Wenn der Imperativ der Moderne »Anfangen!« heißt – welchen Anfang setzt dann die Literatur? Im Sommer 2011 laden die Forschergruppe »Anfänge (in) der Moderne« der LMU und das Literaturhaus München internationale Autorinnen und Autoren ein, über ihre und andere Anfänge laut nachzudenken - über Anfänge des Schreibprozesses ebenso wie über das Schreiben von Anfangsmomenten.


Programm

Montag, 30. Mai, 20 Uhr

John Burnside: Where Your Story Begins: Building Books, Thinking Home (in engl. Sprache)

Moderation: Tobias Döring (LMU)

Einen eindrucksvollen Start dieser Vortragsreihe über Schreiben und Anfang darf man sich von dem schottischen Lyriker und Romancier John Burnside erwarten. Seine ins Deutsche übersetzten Bücher »Glister« und »Die Spur des Teufels« haben seinen Rezensenten den Atem genommen. Mit allen Furien der Suspense treibt er die Leser durch wahrhaft abgründige Landschaften und Orte. Qualvolle Geheimnisse, Erfahrungen von Gewalt und das ungreifbare Wechselspiel zwischen Wahrheit und Wahn bilden den Spaltsatz seiner großen Zivilisationsbilder. Mit seinem jüngsten Roman »Lügen über meinen Vater« (alle Romane übersetzt von Bernhard Robben) hat er sich seinen Anfängen, seiner eigenen gewaltsamen Kindheit gestellt.


Montag, 27. Juni, 20 Uhr

Aris Fioretos: Material zu einem Vater

Moderation: Annegret Heitmann (LMU)

Wo wird ein Autor wie Aris Fioretos einen Anfang setzen? Er ist der Sohn eines Griechen und einer Österreicherin, aufgewachsen in Schweden, Übersetzer, Botschaftsrat für kulturelle Fragen in Berlin, seit 2010 Professor für Ästhetik in Stockholm – und Schriftsteller. Bücher wie »Die Seelensucherin« (2000), »Die Wahrheit über Sascha Knirsch« (2003) oder die Essays »Das Maß eines Fußes« (2008, alle übersetzt von Paul Berf) verschränken Lektüren, Kino, Seelen- und Sexualforschungen und »Geschichten des Herzens«. In seinem jüngsten Roman »Der letzte Grieche« blättert er einen großen Zettelkasten europäischer Exilgeschichte auf, in dem auch seine eigene Familiengeschichte eingetragen ist. Wo fing das an, wo geht das hin?


Montag, 4. Juli, 20 Uhr

Ilma Rakusa: Wie zum ersten Mal. Für eine Wahrnehmung des Staunens

Moderation: Michael Ott (LMU)

»Erinnerungspassagen« hat die Schweizer Autorin Ilma Rakusa ihre poetische Autobiographie »Mehr Meer« genannt, für die sie 2009 mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet wurde. Es sind Passagen durch den vielsprachigen Kulturraum Mitteleuropas, den sie selbst durch Lebensstationen in Jugoslawien, Ungarn, der Schweiz oder Rußland passiert hat und als Übersetzerin, Lyrikerin und Prosaautorin darstellt und verkörpert. So ist es auch ein russischer Autor, Joseph Brodsky, dessen Diktum »Poetry is the art of the unpredictable« den Impuls zu ihrem Vortrag bildet.


Montag, 18. Juli, 20 Uhr

Sibylle Lewitscharoff: Vom Anfang

Moderation: Katrin Lange (Literaturhaus München)

Den Abschluss der Vortragsreihe bildet Sibylle Lewitscharoff, mit der wir weit zurückkehren in mythische Anfänge. Die studierte Religionswissenschaftlerin hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass die Sprach- und Geschichtswucht der Bibel ihr Schreiben wie Gold grundiert. Leser ihrer Romane wie »Pong« (1998), »Montgomery« (2003), »Consummatus« (2006) oder »Apostoloff« (2009) kennen und schätzen ihren Sinn für skurrile Konstellationen und blühende Wort- und Satzgebilde. Mit Auszeichnungen wie dem Ingeborg Bachmann Preis oder dem Preis der Leipziger Buchmesse ist hinlänglich dokumentiert, dass sie eine der wichtigen und pointierten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur führt, und auch ihre Überlegungen zum Anfang Grundsätzlichem und Ganzem gelten werden.


Veranstaltungsort: Literaturhaus München, Salvatorplatz 1 U-Bahn Odeonsplatz (U4/5. U3/6)

Kartenvorbestellung unter Tel. 089-29 19 34-27

Eintritt: Euro 8.- (Studierende haben gegen Vorlage des Ausweises freien Eintritt.)

Verantwortlich für den Inhalt: Michael Ott