Forschergruppe "Anfänge (in) der Moderne"
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Anna-Lisa Dieter, M.A.

Aufgabengebiet

Promotionsprojekt im Rahmen von 'bayern excellent':
Die Poetik der Wunde in der Literatur um 1830

Das Jahr 1830 markiert in Frankreich eine politisch-ästhetische Zäsur, die Figur des Endes und Anfangs zugleich ist: Das Scheitern der Restauration versetzt der Bourbonen-Dynastie einen schweren Schlag und bedeutet den endgültigen Niedergang des monarchischen Gottesgnadentums. Gleichzeitig entstehen literarische Texte, die der Prosa, vor allem dem Roman, den Weg in die Moderne ebnen. Das politische Programm der Restauration besteht laut Selbstaussage in der Heilung der revolutionären Wunden. Dahinter steht der Wunsch, die Unversehrtheit des monarchischen Körpers wiederherzustellen. Die literarische Auseinandersetzung mit der Restauration, die um 1830 einen Höhepunkt erreicht, verkehrt diese Logik: Es ist gerade das Leitmotiv der unheilbaren Wunde, das die Rede konservativer wie auch liberaler Autoren verbindet. Die metaphorischen und buchstäblichen Entfaltungen des Wundenmotivs stellen dabei – so die Grundannahme des Projekts – den Kristallisationspunkt einer Poetik dar, die dem Zusammenbruch der alten monarchischen Ordnung eine ästhetische Pointe abgewinnt. Das Dissertationsprojekt geht den politischen, theologischen und erotischen Diskursen nach, die sich im Bild der Wunde verdichten. Die poetische Verarbeitung dieses diskursiven Zusammenhangs bringt moderne Erzählverfahren hervor, die sich insbesondere in den frühen Texten von Stendhal und Balzac nachweisen lassen. In den im literarischen Text offen gehaltenen Wunden scheint der revolutionäre Königsmord wider. Dieser „Kastrationswunde“ der französischen Geschichte nähert sich die Arbeit auch aus psychoanalytischer Perspektive an.

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Department I - Germanistik, Komparatistik, Nordistik und Deutsch als Fremdsprache
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