Forschergruppe "Anfänge (in) der Moderne"
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Der Fall des Anfangs

Deutsche Philologie

Das Teilprojekt untersucht die Arbeit am Mythos des (Sünden-)Falls an erzählerischen und theoretischen Texten vornehmlich der deutschen Literatur vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Ausgangsthese ist, dass der (Sünden-)Fall in dem Maß zu einer prototypisch modernen Figur des Anfangs avanciert, in dem die Schöpfung als Ursprungsmodell an kultureller Plausibilität einbüßt. In demselben Prozess wird der biblische Mythos für Umschriften frei, die u.a. an seinen geschichtsphilosophischen Implikationen (der Fall als Anfang der Geschichte), seinen anthropologischen Erblasten (der Fall als Ursprung des Bösen und der Sünde), seinen epistemologischen und psychologischen Folgen (der Fall als Aufgang oder Einbruch des Wissens, des Bewusstseins, des Begehrens und der Scham), seiner logischen und temporalen Struktur (der Fall als Ur-Teilung und Augen-Blick), seiner semantischen Vieldeutigkeit (der Fall als Zufall, Einfall, Unfall) und seiner Bewegungsgeste (der Fall als Sturz, Bruch, Sprung) ansetzen und daraus Denkmodelle und Textfiguren des Anfangs gewinnen. Im Rahmen des Teilprojekts sind zwei Bücher geplant. Das erste (Arbeitstitel: "Der Fall des Anfangs") ist historisch übergreifend angelegt und will in einer Verschränkung von literatur- und kulturgeschichtlichen Rekonstruktionen einerseits, detaillierten Textanalysen andererseits zeigen, dass die Modelle und Figuren eines anfänglichen Falls als Szenarien zu lesen sind, in denen die Moderne sich immer wieder aufs Neue als Epoche entwirft und ihr eigenes Projekt verhandelt: von der Autonomieerklärung der Aufklärung über die Entdeckung historischer Kontingenz im Gefolge der französischen Revolution bis zur Zäsur des Ersten Weltkriegs. Die zweite Studie (Arbeitstitel: "Die Grammatik der Triebe. Anfang und Ende im Mann ohne Eigenschaften") ist Musils Der Mann ohne Eigenschaften gewidmet. Sie zielt darauf, die erzählerische Ordnung des Romans und das Verhältnis zwischen seinem Anfangs-Fall und seinem nie erreichten Ende neu zu beschreiben.

Prof. Dr. Inka Mülder-Bach (Projektleiterin)
Dr. Michael Ott (Mitarbeiter)
N.N. (Hilfskraft)

Institut für Deutsche Philologie
Department für Germanistik, Komparatistik, Nordistik, Deutsch als Fremdsprache
Ludwig-Maximilians-Universität München
Schellingstr. 3
80799 München

Telefon: 089/2180-3375 oder 2180-3370
Telefax: 089/2180-3871

E-Mail: muelder-bach@germanistik.uni-muenchen.de