Forschergruppe "Anfänge (in) der Moderne"
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Versetzte Anfänge: Text-im-Text als Konstruktion des Anfangens

Komparatistik

Der vielbeachteten thematischen Reflexion auf das Anfangen ist die strukturelle beiseitezustellen: literarische Texte, die das Anfangen mittels eingelagerter Anfänge ausstellen und performativ praktizieren. Solche Text-im-Text-Konstellationen – versetzte, gestufte, verdoppelte, recycelte, verkehrte Anfänge – machen den Anfang beobachtbar. Diverse bekannte Strukturmodelle (Schachtelung, Ringschluß, Möbiusband, self-begetting novel) und neudefinierte Strukturmodelle (Retronarration, Ambilibrum) werden auf die strukturelle Organisation von Anfängen hin befragt. Zum Textkorpus gehören außer Erzählprosa auch Poesie und Sehtexte.
Die gestuften bzw. versetzten Anfangskonstruktionen sind, so die Grundthese, literaturanthropologisch funktionalisiert. Der performative und topologische Charakter solcher Strukturmodelle und das Spielmoment deuten an, daß literarische Texte hier etwas leisten können, was der diskursiven Reflexion des Anfangs entgeht. Es soll herausgearbeitet werden, welche Kultur- oder Geschichtskonzepte die Wahl solch spezieller Strukturtechniken bedingen bzw. umgekehrt, welche Semantiken des Anfang(en)s im Darstellungsverfahren zum Ausdruck kommen. Abzusehen ist eine besonders enge Korrelation mit Sujets wie Migration, Neuanfang, zweite Geburt, Künstlerwerdung, Doppelgängerei, aber auch Usurpation, Mord, Unfall.
Das Textkorpus ist international komparatistisch angelegt, mit Schwerpunktsetzungen seit der frühen Postmoderne. Die in den Einzeltexten verhandelten Problemlagen und ihre jeweilige kulturelle und historische Spezifik erlauben vielfache Anschlüsse an die anderen Teilprojekte. Auch mit der vergleichenden Untersuchung der Sprachkonzepte und Metaphoriken, in denen in den einzelnen Sprachen Anfang gedacht/formuliert wird, arbeitet das komparatistische Teilprojekt der ganzen Forschergruppe zu.

Prof. Dr. Erika Greber † (Projektleiterin)
Karen Weiß (Hilfskraft)