Forschergruppe "Anfänge (in) der Moderne"
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Ossian und die Erfindung der schottischen Nationalliteratur um 1800

Englische Philologie

Die Erfindung schottischer Traditionen, die mit Macphersons Ossian-Epen ihren Anfang nahm und das kulturelle Zeichenrepertoire für einen Nationalentwurf bereitstellt, gerät im 19. Jahrhundert unter neuen Problemdruck. Zum einen zehrt die europaweite, transnationale Euphorie für die Ossian-Epen an deren Begründungskraft für nationale Anfangskonstruktionen; zum anderen kann deren Stichhaltigkeit auch in Schottland nach der Entscheidung zur Autorfiktion kaum mehr durch immer größer angelegte kulturnationalistische Inszenierungen erwiesen werden. Denn zugleich werden inner-schottische Differenzen, besonders die internen Kolonisierungsakte der Lowlands gegenüber der ausgestellten Highlandkultur, immer virulenter, was maßgeblich zum politischen Scheitern des schottischen Nationalprojekts beiträgt. In der neueren Kritik wird hierzu insbesondere das Romanwerk von Sir Walter Scott zitiert. Demgegenüber zielt die Arbeit dieses Teilprojekts auf eine postkolonial perspektivierte Relektüre Scotts, die das Scheitern weniger in der Rezeption verortet als bereits in der mythisch fundierenden Ursprungssemantik, die zur Grundlegung des Identitätsentwurfs aufgeboten worden ist und zugleich einen produktiven Umgang mit dem Scheitern zulässt. Daraus ergibt sich eine spezifische Flexibilisierung schottischer Nationalidentität. Diese soll im Werk von Robert Louis Stevenson nachgewiesen werden, das zugleich eine Auseinandersetzung mit der Situation Schottlands in der entgrenzenden Arena des britischen Empire vornimmt.

Prof. Dr. Tobias Döring (Projektleiter)
Dr. Maha El Hissy (Mitarbeiterin)
Ruth Birkmeier (Hilfskraft)

Department für Anglistik und Amerikanistik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Schellingstr. 3 RG
80779 München

Telefon: 089/2180-1383
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E-Mail: tobias.doering@anglistik.uni-muenchen.de